Erinnerungskoffer in der Stadtbibliothek Reutlingen

Blogbeitrag zum Weltalzheimertag am 21. September von Tanja Schleyerbach Das Erfüllende an der Arbeit in der Bibliothek ist: wir begegnen vielen verschiedenen Menschen, sind für den Einkauf und die Bestandspflege vielfältiger Medien verantwortlich, und wir können uns immer neue Angebote ausdenken, mit denen wir u.a. Menschen erreichen können, die nicht (mehr) in die Bibliothek kommen … Weiterlesen …

Am Tisch ist grundsätzlich Platz genug für alle. Interview mit Kuratorin und Autorin Selma Wels

von Argiro Mavromatis Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus organisieren Reutlinger Institutionen und Vereine zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen mit den Zielen, Begegnung und Austausch zu ermöglichen, Solidarität mit Betroffenen von Rassismus zu zeigen und gemeinsam darüber nachzudenken, was wir als Gesellschaft tun können, um Diskriminierung entgegenzutreten. In die Stadtbibliothek Reutlingen haben wir in diesem … Weiterlesen …

Gelesen oder nicht gelesen? „Lesemanagement“ digital und analog

von Lisa Roth Der Kampf mit den Zahlen Jahresende bedeutet für uns in der Stadtbibliothek Last-Minute-Shopping, Rechnungsschluss, Lizenzverlängerungen und Vorbereitungen für die Etatverteilung im neuen Jahr. Getoppt werden diese Aufgaben schließlich nur noch von der Jahresstatistik und dem Bestandscontrolling im Januar. Daten werden abgefragt, Excel-Listen verteilt, bearbeitet, diskutiert. Ja, der Bereich „Bestandsmanagement“ mit „Bestandsprofilen“ und … Weiterlesen …

Von A bis Z – ein Alphabet der Alphabetisierung

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von Tanja Schleyerbach; Fotoredaktion: Jennifer Hildinger

Der Weltalphabetisierungstag wird jährlich am 08. September begangen und macht darauf aufmerksam, dass in Deutschland rund 6,2 Millionen und weltweit über 750 Millionen Erwachsene nicht ausreichend lesen und schreiben können, um im Alltag zurechtzukommen. Die Stadtbibliothek Reutlingen macht als erste Bibliothek bundesweit seit 1991 jedes Jahr dazu ein Programm und hat seit 31 Jahren einen Bestand in Leichter Sprache.

Was tun, wenn jemand im eigenen Umfeld auffällt, der sich mit dem Lesen und Schreiben schwertut? Am besten einfühlsam ansprechen, nach seinem Erleben der täglichen Herausforderungen damit fragen und auf Alphabetisierungskurse wie die der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA), der BruderhausDiakonie oder der Volkshochschule Reutlingen aufmerksam machen.

Wenn die erste Hürde genommen ist und der gering literalisierte Mensch einen Kurs zum Lesen- und Schreibenlernen besucht, traut er sich vielleicht auch in die Stadtbibliothek Reutlingen. Hier findet er viele spannende und unterhaltsame Bücher in Leichter oder Einfacher Sprache. Lesen kann und soll Spaß machen! Auch Sachinformationen in Leichter und Einfacher Sprache gibt es – in Buchform und online. Vielleicht sind aber auch Filme, Spiele, Hör-CDs, Musik oder unsere Musikinstrumente interessant. Es gibt viele Veranstaltungen und sogar Veeh-Harfen-Musikgruppen, die sich in der Bibliothek treffen. Noten lesen können muss man dazu nicht. Für viele Angebote muss man nicht gut lesen oder schreiben können. Die Veranstaltungsreihe „Bücher lesen in Einfacher Sprache“ findet zweimal jährlich an je vier Terminen statt. Ehrenamtliche lesen aus ihrem Lieblingsbuch in Einfacher Sprache und kommen mit den Besucher/innen darüber ins Gespräch. Auch eine Schauspielerin des Theaterpädagogikzentrums Baden-Württemberg kommt an einem Abend, liest ein tolles Buch vor und bezieht die Zuhörer/innen mit Theaterpädagogik ein.

Ich wünsche mir, dass die Bibliothek – von vielen noch vorwiegend als Buch- oder Medien-Haus angesehen – zugleich und noch viel mehr wahrgenommen wird als ein zentral gelegener, unkomplizierter, offener Treffpunkt in der Stadtgesellschaft ohne Konsumzwang und mit freundlichem Personal zur Unterstützung bei Bedarf; als Ort des friedlichen, toleranten Koexistierens aller Menschen, als Zentrum für Information, Austausch, Kommunikation und gemeinsames Erleben. Ein Meeting-Point, in der die Vielfalt der Besucher/innen so selbstverständlich ist wie unsere Medien. Und mittendrin Menschen, die sich mit dem Lesen und Schreiben noch schwertun und sich trotzdem pudelwohl fühlen. Das ist mein Traum von einem Ort für alle mitten in der Stadt. Dafür möchte ich arbeiten.

Weil das so ist, habe ich zum Weltalphabetisierungstag ein Alphabet der Alphabetisierung zusammengestellt. Damit wir darüber nachdenken können, wie es sein mag, mit Lese- und Schreibschwierigkeiten seinen Alltag zu bewältigen. Und einen Blick dafür bekommen, wenn wir jemanden begegnen, dem es schwerfällt und der dieses Defizit oft das ganze Leben lang selbst vor seinen nächsten Angehörigen versteckt hält.

A

Aller Anfang ist schwer, vor allem, wenn man als Erwachsener nochmals einen Lese- und Schreibkurs besuchen soll. Das Alfa-Telefon hilft bei der Kurs-Suche: 0800 53 33 44 55.

B

Buchstaben können viele Menschen entziffern oder schreiben, aber manche können ganze Wörter oder Sätze nicht flüssig lesen oder schreiben.

C

Corona bedeutet für viele lese- und schreibschwache Menschen, dass sie noch mehr Angst haben, ihre Arbeit zu verlieren.

D

Das erste Mal einen Liebesbrief schreiben zu können, macht gleich zwei Menschen glücklich.

E

Einige Filme und Bücher handeln von Menschen, die mit den Buchstaben kämpfen wie andere mit schweren Aufgaben. Meistens geht die Geschichte gut aus, und jemand hilft ihnen beim Lesen- und Schreibenlernen.

F

Ferdinand Piëch, ehemaliger VW-Chef, hatte (wie viele andere bekannte Menschen) eine Lese-Rechtschreib-Schwäche und hat es trotzdem an die Spitze eines großen Unternehmens geschafft.

G

Grundbildung ist mehr, als nur flüssig lesen und schreiben zu können. Auch Rechnen, einfaches Computerwissen und Englischkenntnisse gehören dazu.

H

Humor hilft, reicht aber alleine nicht, um durchs Leben zu kommen.

I

Im Landkreis Reutlingen leben ca. 40.000 Menschen (14 %) mit Lese- und Schreibschwierigkeiten.

J

Jugendliche verlassen manchmal die Schule ohne Abschluss. Jedes Jahr sind es 52.000 in Deutschland. Auch sie möchten eine Ausbildung machen und in einem Beruf arbeiten.

K

Kinder lernen in der Schule lesen und schreiben. Für manche ist das schwerer als für andere. Deshalb gibt es auch für Kinder Bücher in Leichter Sprache.

L

Literalität ist ein Fremdwort und bedeutet Lese- und Schreibfähigkeit.

M

Männer haben häufiger als Frauen Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben.

N

Nicht jeder Chef weiß, dass ein Angestellter Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben hat. Manchmal hört er zum ersten Mal davon, wenn eine Beförderung ansteht. 12,6 % der Menschen im Beruf sind funktionale Analphabeten.

O

Ohne Bücher keine Geschichten. Damit alle Menschen Spaß am Lesen haben können, bieten wir auch Bücher in Leichter und Einfacher Sprache an.

P

Papa weiß vielleicht gar nicht, dass Mama nicht lesen und schreiben kann – oder umgekehrt.

Q

Querelen kann es schon mal geben, wenn man etwas falsch macht, nur weil man eine Information nicht richtig lesen und verstehen konnte.

R

Reutlingen hat über 16.000 Einwohner/innen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten.

S

Steuerformulare auszufüllen, ist für viele Menschen schwierig, und sie brauchen Hilfe. Auch beim Lesen- und Schreibenlernen gibt es Hilfe.

T

Tarzan bringt es sich selber bei, und Albert Camus berichtet in seiner Autobiographie darüber. Das mühsame Lesen- und Schreibenlernen.

U

Ueberglücklich sind viele Menschen, die es geschafft haben. Obwohl sie zuerst gedacht hatten, dass sie zu alt oder zu dumm zum Lesen- und Schreibenlernen sind.

V

Vorurteile gibt es viele gegen Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten. Aber sie hatten einfach nicht die Chance, es zu lernen.

W

Weltweit gibt es mehr als 750 Millionen Menschen, die nicht gut lesen und schreiben können.

X

XXX – mit drei Kreuzen unterschreiben möchte niemand. Deswegen ist es gut, seinen eigenen Namen und noch viel mehr schreiben zu können.

Y

Ypsilon ist ein Buchstabe, der im Deutschen nicht so oft vorkommt, aber bei Typ, Physik oder Tyrann dann eben doch.

Z

Zu viele, nämlich 6,2 Millionen Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten gibt es in Deutschland. Viele Menschen sollen das wissen und ihnen helfen, einen Kurs zu finden.

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