Die Reutlinger Reading Challenge – oder warum man wieder gemeinsam etwas lesen sollte

Vielleicht ist es Ihnen auch schon aufgefallen, bei Netflix gibt es gerade keine spannenden neuen Serien mehr… Alles langweilig, nichts Spektakuläres dabei, und man ahnt auch warum das so ist: Corona bremst auch dort die Produktionen aus. Und natürlich, auch Kinos und Theater sind weiterhin geschlossen, keine Konzerte, keine Besserung in Sicht – im Gegenteil.
Trifft man sich im privaten Zoom-Chat mit Freund/innen, werden die Gespräch langsam dünn. Klar, über Corona kann man immer schimpfen, aber sonst? Ich und mein Mädels-Stammtisch, wir haben uns bei unserem letzten Treffen das C-Wort jetzt verboten! Es muss doch noch andere Themen geben auf diesem Planeten, vielleicht auch mal was Aufmunterndes? Wir haben alle kurz an unserem Wein genippt und geschwiegen. Was soll das sein? ALLES ist derzeit irgendwie auf das C-Wort zurückzuführen – das ganze Drama mit den Schulkindern daheim, das Homeoffice, die Überstunden, der Fahrradkauf („endlich ein Rennrad“), wo es beim Spazierengehen geöffnete Imbisse gibt unterwegs und die neue Balkonausstattung…. Alles nur wegen C!
Ich jedenfalls brauche dringen einen anderen Input, sonst dreh ich durch.

Also lese ich – und tatsächlich deutlich mehr als sonst. (Hört her Ihr Menschen dort am Bildschirm! Auch eine Bibliothekarin ist abends müde und schläft über den ach so vielen Büchern, die sich mahnend vor ihrem Bett stapeln, einfach ein!)
Es ist Lockdown, kein Biergartenbesuch, kein Kino, kein Trekking-Urlaub lenken mich derzeit vom Lesen ab. Ich bin wieder voll dabei. Zuletzt habe ich das neue Buch von Juli Zeh „Über Menschen“ in 4 Tagen weggeputzt – und was habe ich geheult zum Schluss!!! Und ich weine wirklich selten über Büchern – ich weine im Kino. Ich hatte danach wirklich Redebedarf. Ich zwinge gerade den Mann an meiner Seite dieses Buch zu lesen. Eigentlich ist er der Vielleser in unserem Haushalt. Er liest locker das 4fache im Jahr. Er liest nun seit 3 Tagen und ist auf ca. Seite 20 angekommen… Er sagt Sätze wie „Ich bin echt müde abends gerade.“ und guckt mich dann etwas traurig an. Okay – dazu muss man sagen, er arbeitet im Sozialbereich, ganz nah am Menschen, ohne Homeoffice und in voller Schutzmontur. Ich habe Redebedarf – er ein Schlafdefizit. Es sind keine normalen Zeiten.

Zum nächsten Zoom-Stammtisch nehme ich nun die RTRC21 mit. Ich brauche Lesepartner/innen! Ich will über Bücher sprechen! Mit Juli Zeh mache ich mein Häkchen bei „weibliche Hauptfigur“ und bei Fred Annas „Morduntersuchungskommission: Der Fall Melchior Nikoleit“ mache ich meinen Haken bei „wahre Begebenheit“. Okay, das ist nicht ganz korrekt – aber bei der Reading Challenge nicht wirklich schlimm. Und zwei tolle Tipps sind beide Bücher allemal. Mit träumt, jetzt wieder etwas Schwung in die Themen meines Online-Stammtisches zu bekommen, den Horizont geistig wieder etwas zu erweitern. Vielsagende Gespräche über einem Glas Wein zusammen mit meinen Mädels – ich bin fast ein wenig euphorisch…
Meine RTRC21-Liste hängt schon am Kühlschrank – 2 Häkchen habe ich schon gesetzt. Das nächste Häkchen geht dann ganz schnell – mit „Nachtgestalten“ von Jaroslav Rudiš und Nicolas Mahler habe ich ein Buch mit mind. 20 Illustrationen geschafft. Es ist ein Cartoon-Band… oder eine philosophische Graphic Novel? Hallo… möchte da vielleicht jemand mit mir drüber diskutieren? Ich habe Redebedarf!

Beate Meinck

In unserem Medienkatalog und hier im Bibliotheksblog stellen wir Empfehlungen für alle Kategorien der Reading Challenge zur Verfügung:

https://www5.stadtbibliothek-reutlingen.de/Medienempfehlungen/Reutlinger-Reading-Challenge-2021